Journaling als Reflexionstool
Wie eine kleine Zeitkapsel aus Papier ist das „Der kleine Prinz“-Notizbuch in meinem Bücherregal. Die Gedanken meines 8-jährigen Ichs, festgehalten in krakeligen Buchstaben mit einem Regenbogenbuntstift. Gleich daneben steht die erwachsene Version. Ein Ledereinband mit ordentlicher Patina, der die Geschichte von meinen Erfahrungen auf Reisen ebenso gut erzählt, wie der Inhalt selbst. So unterschiedlich diese zwei Ausgaben auch erscheinen, sie haben viel gemeinsam: Sie haben mir Raum dafür geboten, mir zuzuhören und ein gutes, intensives Gespräch mit mir selbst zu führen. Voller Vertrauen und ganz ohne Bewertung.
Manch eine Seite ist einfach nur ein Gedankenparkplatz, um den Kopf freizubekommen, andere Seiten öffnen uns die Augen mit tief blickenden Selbsterkenntnissen.
Von welcher Qualität unser Schreiben auch sein mag – Journaling bringt uns dazu, unsere Erlebnisse und unsere Gefühlswelt zu reflektieren, in Worte zu fassen und uns selbst auf diese Weise besser zu verstehen. Vielleicht decken wir Muster auf, die sich in unserem Leben wiederholen oder können durch dieses Verständnis unseren Sorgen und Ängsten ihre Kraft nehmen.
Und wenn wir zurückblicken, auf all diese Seiten, die wir in unserem Leben geschrieben und so unsere Entwicklung festgehalten haben, wird uns vor Augen geführt, dass das, was wir erlebt haben, uns zu dem gemacht hat, was wir heute sind. Vielleicht ändert es sogar unsere Sichtweise und hilft dabei, schwierige Zeiten als Wegweiser zu betrachten.
Journaling-Tipps:
Die Morgenseiten
Schreibe mit Deinem Gedankenfluss. Am besten funktioniert das am Morgen, gleich nach dem Aufstehen. Nimm’ Dir 5 Minuten Zeit und schreibe alles auf, was Dir in den Kopf kommt, ohne viel darüber nachzudenken.
Schreiben aus Gewohnheit
Lass’ das Schreiben zur Gewohnheit werden! Wie mit den meisten Dingen im Leben kommt es nicht auf Perfektion an, sondern darauf, einfach anzufangen und Dir regelmäßig Zeit für Dich und Deine Gedanken zu nehmen, auch wenn es nur zwei Minuten sind.
Sich wiederholende Beobachtungsaufgaben
Journaling-Fragen als Struktur: Fragen an Dich selbst zu stellen, ist eine gute Methode, um Deine Selbstreflexion anzuregen und Deine Entwicklung zu verfolgen.
Die nachfolgenden drei Impulse eignen sich besonders gut für ein Journaling vor dem Einschlafen als Tagesresümee:
Notiere Drei Dinge, für die Du dankbar bist.
Halte ein besonderes Erlebnis vom Tag fest.
Finde ein gutes Vorhaben für den nächsten Tag.
Autorin: Eva Licht